Ein Verein mit Vision – der Einstieg in den Frauenfußball
Als die Verantwortlichen des SV Werder Bremen Anfang der 2000er Jahre beschlossen, eine Frauenmannschaft zu gründen, war klar: Dieses Projekt sollte mehr sein als nur ein weiteres Team im Verein. Die Gründung der Frauenfußball-Abteilung im Jahr 2007 markierte den Beginn einer ambitionierten Reise durch die Ligen Deutschlands. Bereits in der Regionalliga Nord machte die junge Mannschaft früh auf sich aufmerksam. Mit einer klaren Philosophie, talentierten Spielerinnen aus Bremen und dem Umland sowie gezieltem Training wuchs das Team sportlich und strukturell.
Der Durchmarsch in die 2. Bundesliga und der Aufstieg
Nur wenige Jahre nach der Gründung gelang der Mannschaft der Durchbruch: In der Saison 2009/10 schafften die Werder-Frauen den Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord. Dieser Schritt war wegweisend – er zeigte, dass der SVW es ernst meinte mit dem Frauenfußball. Die Spielerinnen entwickelten sich weiter, die Infrastruktur verbesserte sich stetig, und auch die Zuschauerzahlen im Stadion wuchsen kontinuierlich.
Die Saison 2014/15 wurde schließlich zum historischen Meilenstein: Mit einem dominanten Auftritt in der 2. Liga stieg die Mannschaft erstmals in die Frauen-Bundesliga auf. Die Euphorie in Bremen war riesig, und der Verein hatte sich endgültig unter den ambitionierten Frauenfußball-Vereinen in Deutschland etabliert.
Etablierung in der Frauen-Bundesliga
Die ersten Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse waren hart umkämpft. Gegen etablierte Gegner wie den FC Bayern München, VfL Wolfsburg oder 1. FFC Frankfurt mussten die Bremerinnen viel Lehrgeld zahlen. Doch der SV Werder Bremen Frauen gelang es, mit gezielten Verstärkungen im Kader und einer klaren sportlichen Strategie Schritt für Schritt konkurrenzfähiger zu werden.
Ein entscheidender Faktor war dabei die Nachwuchsförderung: Immer mehr Talente aus der Region Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein schafften den Sprung ins Bundesliga-Team. Diese regionale Verwurzelung ist bis heute ein zentrales Element der Vereinsphilosophie.
Der sportliche Durchbruch: Saison 2024/25
In der aktuellen Saison 2024/25 erlebten die Werder-Frauen ihren bisherigen Höhepunkt. In der Bundesliga belegte das Team einen starken 7. Platz – die beste Platzierung der Vereinsgeschichte – und stellte mit 29 Punkten einen neuen Rekord auf. Spielerinnen wie Larissa Mühlhaus (10 Tore), Sophie Weidauer (4 Tore, 1 Assist) und Lara Schmidt (3 Tore, 1 Assist) prägten das Offensivspiel.
Besonders beeindruckend war auch die Defensive: Torhüterin Livia Peng spielte in 7 von 21 Bundesliga-Spielen ohne Gegentor und brachte es auf über 1.889 Einsatzminuten, mehr als jede andere Spielerin. Tuana Mahmoud dominierte die Standards, schlug 80 Ecken und brachte 144 Hereingaben in den Strafraum. Diese Zahlen unterstreichen, wie sehr sich der SVW sportlich weiterentwickelt hat.
Das DFB-Pokal-Märchen: Historische Finalteilnahme
Ein besonderes Highlight der Saison war der sensationelle Lauf im DFB-Pokal. Die Bremerinnen schalteten unter anderem den Hamburger SV im Halbfinale mit 3:1 nach Verlängerung aus – vor über 57.000 Zuschauern im Volksparkstadion, ein neuer Rekord für ein Frauenfußballspiel in Norddeutschland.
Im Finale traf Werder auf den Serienmeister FC Bayern München. Trotz einer kämpferischen Leistung und zwischenzeitlicher Führung unterlagen die Grün-Weißen am Ende mit 2:4. Dennoch war allein die erste Finalteilnahme im DFB-Pokal ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte und machte deutlich, dass der Verein endgültig zur Spitze im deutschen Frauenfußball aufgeschlossen hat.
Statistiken, die für sich sprechen
Die Saison 2024/25 lieferte zahlreiche aussagekräftige Statistiken, die den sportlichen Aufschwung belegen:
29 Punkte in der Bundesliga – Vereinsrekord
7. Tabellenplatz – beste Endplatzierung aller Zeiten
Beste Torschützin: Larissa Mühlhaus (10 Tore)
Meiste Minuten: Livia Peng (1.889 Minuten)
Top-Laufleistung: Sophie Weidauer mit 188,8 km in der Saison
Tuana Mahmoud: ligaweit meisten Eckbälle (80) und Flanken (144)
7 Spiele ohne Gegentor – neue defensive Stabilität
DFB-Pokal-Finale erreicht, 2:4-Niederlage gegen Bayern
Diese Daten zeigen klar, dass der SV Werder Bremen Frauen nicht mehr nur ein Underdog ist, sondern eine ernstzunehmende Mannschaft in der Frauen-Bundesliga.
Kontinuierlicher Aufbau des Kaders
Der Erfolg ist kein Zufallsprodukt, sondern das Resultat jahrelanger Kaderarbeit. Der Verein setzt auf eine Mischung aus erfahrenen Bundesliga-Spielerinnen und jungen Talenten. Namen wie Michelle Ulbrich, Hanna Németh, Lara Schmidt oder Sophie Weidauer stehen für Kontinuität und Qualität. Ergänzt wird der Kader immer wieder gezielt durch Neuzugänge, die sportlich und charakterlich ins Team passen.
Diese Strategie sorgt für Stabilität und Teamgeist – zwei entscheidende Faktoren im Wettbewerb der Bundesliga-Vereine. Auch die professionelle medizinische Betreuung, moderne Trainingsmethoden und der Rückhalt des gesamten Vereinsumfelds tragen dazu bei, dass sich die Spielerinnen optimal entwickeln können.
Bedeutung für Bremen und den Frauenfußball in Deutschland
Die Entwicklung der Werder-Frauen hat auch eine enorme symbolische Bedeutung. In einer Stadt, die lange vom Männerfußball dominiert war, sind die Frauen zu Botschafterinnen des modernen Frauenfußballs in Deutschland geworden. Mit steigenden Zuschauerzahlen, breiter Medienpräsenz und wachsendem Interesse von Sponsoren haben sie bewiesen, dass Frauenfußball auch in Bremen großes Potenzial hat.
Der Verein leistet zudem wertvolle Arbeit in der Nachwuchsförderung und der Zusammenarbeit mit Schulen und regionalen Vereinen. Damit trägt der SV Werder Bremen Frauen entscheidend dazu bei, den Frauenfußball in der gesamten Region Norddeutschland zu stärken.
Blick in die Zukunft
Nach dieser Rekordsaison richtet sich der Blick nach vorn. Das Ziel ist klar: sich dauerhaft im Mittelfeld der Frauen-Bundesliga zu etablieren und langfristig vielleicht sogar um internationale Plätze mitzuspielen. Dafür soll der Kader punktuell verstärkt und die Jugendarbeit weiter intensiviert werden.
Auch infrastrukturell sind Investitionen geplant, um den Spielerinnen bestmögliche Trainingsbedingungen zu bieten. Der Verein ist überzeugt, dass der eingeschlagene Weg nachhaltig ist – und dass der Name SV Werder Bremen Frauen in Zukunft noch häufiger auf den oberen Plätzen der Bundesliga-Tabelle zu finden sein wird.
Ein Vorbild für andere Vereine
Die Geschichte der SV Werder Bremen Frauen zeigt eindrucksvoll, wie konsequente Aufbauarbeit, strategische Planung und Leidenschaft für den Fußball große Erfolge möglich machen. Vom Start in der Regionalliga bis zur Etablierung in der Frauen-Bundesliga und der Finalteilnahme im DFB-Pokal hat das Team einen bemerkenswerten Weg zurückgelegt.
Für andere Vereine, die den Frauenfußball ausbauen wollen, kann der SVW als Vorbild dienen: mit klarer Struktur, einer starken Identifikation mit der Region und einem langfristigen sportlichen Konzept. Bremen hat bewiesen, dass auch außerhalb der traditionellen Hochburgen des Frauenfußballs Erfolg möglich ist.
